von Rechtsanwalt Sven Lattermann

Warum und wie Sie die Trennung vorbereiten sollten.

Die Trennung belastet mehr als die Scheidung.

Die Entscheidung zur Trennung kostet oft mehr Kraft, als die zur Scheidung. Warum? Weil eine Trennung Ihr Leben mehr verändert als eine Scheidung. Deshalb brauchen Sie für die Trennung auch einen Plan wie es weiter gehen soll. Wer planen will, muss nachdenken können. Das fällt in so einer Situation oft schwer. Wer nicht nachdenkt, macht Fehler. Die Trennung nicht vorzubereiten, wäre ein Fehler.

Die Trennung ändert mehr als die Scheidung.

Die Trennung verändert Ihr Leben mehr als die Scheidung. Bereits mit Trennung treten gesetzliche Folgen ein, die auch nach Scheidung fortwirken.

  • Mit der Trennung beginnt das Trennungsjahr.
  • Ein Jahr später kann die Scheidung beantragt werden.
  • Ansprüche auf Kindes- und Ehegattenunterhalt entstehen.
  • Auskunft über vorhandenes Vermögen ist zu erteilen.
  • Auskunft zum Einkommen ist zu erteilen.
  • Die Rückzahlung gemeinsamer Schulden ändert sich.
  • Die Steuerklasse kann sich ändern.
  • Nutzungsentschädigung für das gemeinsame Haus kann verlangt werden.
  • Die Rechte an gemeinsamen Bankkonten ändern sich.
  • Meldepflichten zu Versicherungen entstehen.

Was sich ändert, wird von Ihren persönlichen Verhältnissen bestimmt.

Was Trennung bedeutet.

Trennung heißt, dass sie nicht mehr wie Eheleute zusammenleben. Das muss einer dem anderen eindeutig mitteilen. Danach können sie in der Wohnung zwei getrennte Haushalte führen oder einer zieht aus. Es muss klar sein, dass beide getrennte Leben führen. Der Alltag findet ohne den anderen statt. Wenn Sie in einer Wohnung getrennt leben, dürfen Sie nicht mehr im selben Bett schlafen, für den anderen kochen, einkaufen, die Wäsche waschen oder dessen Zimmer säubern.

Die Trennung heimlich vorbereiten?

Sollten Sie die Trennung heimlich vorbereiten? Ich meine, Ja, auch wenn heimlich negativ klingt. Warum? Weil Sie damit unnötigen Streit vermeiden. Ist die sprichwörtliche Katze erst mal aus dem Sack, entsteht oft großes Misstrauen. Die Trennung erst danach vorzubereiten, ist viel schwieriger, weil Sie dann keinen Zugang mehr zu wichtigen Dokumenten erhalten.

Die friedliche Trennung.

Sich friedlich zu trennen, ist das wichtigste Ziel. Das ist kein Widerspruch zur heimlichen Vorbereitung. Eine friedliche Trennung erfolgt ohne Streit. Den wird es nicht geben, wenn Ihr Zukunftsplan feststeht. Den arbeiten Sie dann ab, ohne auf den Ehepartner angewiesen zu sein. Das geht nur, wenn die Vorbereitung abgeschlossen ist. Teilen Sie die Trennung erst danach mit.

Der erste Schritt vor Trennung.

Suchen Sie einen Scheidungsanwalt und lassen Sie sich beraten. Selbstverständlich suchen Sie einen guten Anwalt. Woran gut zu erkennen ist finden Sie in diesem Artikel.

Die nächsten Schritte vor Trennung.

  • Sie benötigen eine eigene E-Mail mit Postfach. Legen Sie sich eine eigene E-Mail-Adresse zu. Sorgen Sie dafür, dass niemand Ihre E-Mail mitliest.
  • Ändern Sie die Passwörter der Zugänge zu sozialen Medien.
  • Sie benötigen einen eigenen Mobilfunkvertrag mit eventuell neuer Mobilfunknummer. Aus den gleichen Gründen.
  • Prüfen Sie, was in den sozialen Medien über Sie öffentlich zugänglich ist, und ob das weiterhin so sein soll.
  • Sie benötigen ein eigenes Girokonto, über das nur Sie verfügen können. Wenn Sie kein eigenes Konto haben, eröffnen Sie eins. Lassen Sie Ihr Einkommen dahin überweisen. Wenn der Ehepartner dazu Kontovollmacht hat, widerrufen Sie die. Lassen Sie EC-Partnerkarten für Ihr Konto sperren.
  • Sie benötigen ein Postfach für Briefe, das nur Sie öffnen können, solange Sie zusammen in einer Wohnung wohnen.
  • Sie benötigen eine eigene Wohnung, zu der nur Sie die Schlüssel haben. Das gilt für die Zeit nach der Trennung.

Die Trennung finanziell vorbereiten.

  • Überprüfen Sie die bisherigen Lastschriften Ihres, oder des gemeinsamen Kontos. Damit haben Sie den Ausgabenüberblick.
  • Erstellen Sie eine Liste der Vermögenswerte. Die Übersicht benötigen Sie zu Prüfung der Frage, ob Zugewinn erzielt wurde, und ob der auszugleichen ist.
  • Erstellen Sie eine Liste der wesentlichen Haushaltsgegenstände. Fotografieren Sie die Wohnungseinrichtung. Zählen Sie aber nicht jeden Löffel.
  • Prüfen Sie Ihre Versicherungen. In Zukunft wird sich jeder von Ihnen allein versichern. Welche Versicherungen wollen Sie nach der Trennung weiterführen? Welche benötigen Sie nicht mehr? Stellen Sie die Unterlagen zusammen. Wichtig sind Versicherungen, für die der andere als Bezugsberechtigter eingesetzt ist.

Die notwendigen Dokumente vor Trennung.

Nehmen Sie Ihre persönlichen Unterlagen im Original an sich. Fertigen Sie von den Unterlagen des anderen Kopien an. Noch vor Trennung sollten Sie folgende Dokumente besitzen:

  • die letzten 12 Lohn- oder Gehaltsabrechnungen beider Ehepartner
  • die letzten 3 Steuererklärungen
  • die letzten 3 Steuerbescheide
  • bei selbständiger Tätigkeit, die letzten 3 Jahresabschlüsse
  • Lebensversicherungsverträge
  • Bausparverträge
  • Kontoauszüge
  • Depotauszüge
  • Grundbuchauszüge,
  • Kaufverträge zu Immobilien,
  • Darlehnsverträge
  • Heiratsurkunde (im Original)
  • Geburtsurkunden beider Ehepartner
  • Geburtsurkunden aller gemeinsamen Kinder
  • Geburtsurkunden Ihrer eigenen weiteren Kinder
  • Mietvertrag
  • Aufstellung zu monatlichen Belastungen
  • letzte Mitteilung der gesetzlichen Rentenversicherung
  • Verträge zur privaten Rentenversicherung
  • Sozialversicherungsnummer
  • Vermögensaufstellung
  • Aufstellung über Schulden (Darlehn, Dispo, Kredite, etc.)

Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und hängt von Ihren persönlichen Verhältnissen ab.

Der letzte Schritt zur Trennung.

Erst jetzt teilen Sie in einem Gespräch mit, dass Sie ab sofort getrennt leben. Schreiben Sie danach eine E-Mail oder einen Brief. Bestätigen Sie das Gespräch mit Angabe von Ort und Datum. Wiederholen Sie darin noch einmal die Trennungsmitteilung. Damit beginnt das Trennungsjahr.

Machen Sie den letzten Schritt erst, wenn Sie alle Dokumente haben, oder wenn Sie keine weiteren Erkenntnisse mehr bekommen. Ziehen Sie aus der Ehewohnung erst dann aus.