von Rechtsanwalt Sven Lattermann

Die Scheidung.
- Aufgaben, Kosten, Emotionen -

Hier erfahren Sie was bei einer Scheidung auf Sie zukommt, wie Sie Kosten sparen und Emotionen kontrollieren.

Was auf Sie zukommt.

Ihre Scheidung stellt Sie vor zwei große Aufgaben. 

Eine Aufgabe ist die emotionale Bewältigung. Wenn Sie von einer Scheidung betroffen sind, stehen Sie Anfangs unter Schock. Sie müssen Ihre Gefühle so verarbeiten, dass Sie Ihr inneres Gleichgewicht wieder finden. 

Als weitere Aufgabe sind die rechtlichen Folgen zu regeln. Gesetzlich geregelte Scheidungsfolgen sind

  • der Kindesunterhalt,
  • der Umgang,
  • das Sorgerecht,
  • der Ehegattenunterhalt,
  • die Nutzung der Ehewohnung,
  • die Verteilung der Haushaltsgegenstände,
  • der Ausgleich der Rentenanwartschaften und
  • der Ausgleich des in der Ehe erworbenen Vermögens.

Eine Besonderheit gibt es, wenn Sie gemeinsam Eigentümer eines Hauses oder einer Eigentumswohnung sind. Die Aufhebung einer Grundstücksgemeinschaft gehört nicht zu den gesetzlichen Scheidungsfolgen. Sie können geschieden werden und weiter Miteigentümer bleiben. Erfahrungsgemäß geht das nach der Scheidung aber nicht lange gut.

Wie Sie Kosten sparen.

Eine Scheidung kostet Geld und das schmerzt zusätzlich. Sie haben aber 3 Möglichkeiten Kosten zu sparen.

Wägen Sie Kosten und Nutzen ab.

Sie können Scheidungskosten sparen, in dem Sie Vernunft walten lassen. Achten Sie darauf, nicht zu denen zu gehören, die sagen „Alles oder nichts“. Mit den Scheidungskosten ist es im Grunde ganz einfach: wenn Sie extreme Positionen einnehmen und nicht Kompromissbereit sind, kostet das mehr. Hinzu kommt, dass sich Extrempositionen nur selten vor Gericht durchsetzen lassen. Handeln Sie von Anfang an mit Vernunft. Richten Sie Ihr Leben neu aus. Konzentrieren Sie sich auf Ihre neue Zukunft. Streiten Sie nicht über die Vergangenheit. Damit sparen Sie Geld. Was wenn der Andere nicht vernünftig sein wird? Nun wenn es nicht anders geht, müssen Sie tun was notwendig ist. Wägen Sie dabei aber Kosten und Nutzen ab. Es ist nicht sinnvoll für eine Sache mehr zu bezahlen, als sie wert ist.

Einigen Sie sich außergerichtlich.

Sie sparen Scheidungskosten, wenn Sie die strittigen Punkte nicht vor Gericht klären. Schließen Sie eine außergerichtliche Scheidungsfolgenvereinbarung ab. Je früher diese Vereinbarung zu Stande kommt, um so mehr Geld sparen Sie und um so eher leben Sie Ihr eigenes Leben. Denn dann ist der Fall abgeschlossen. Wenn alles außergerichtlich geklärt ist besteht die Möglichkeit, dass nur einer der Eheleute einen Scheidungsanwalt mit der Scheidung beauftragt. Die Kosten des einen Anwalts können Sie sich teilen und bekommen die gerichtliche Scheidung dann zum halben Preis.

Sparen Sie dem Anwalt Zeit.

Wenn Sie Ihrem Anwalt Zeit sparen, mit Dingen die Sie selbst erledigen können, sparen Sie sich Geld. Wenn Sie bereits zu Beginn Ihre Unterlagen gut sortiert und übersichtlich geordnet an Ihren Scheidungsanwalt übergeben, sparen Sie ihm Zeit. Sammeln Sie Ihre Entgeltabrechnungen, Jahresabschlüsse, Steuererklärungen Steuerbescheide, Grundbuchauszüge, Darlehensverträge, Kreditkartenabrechnungen, Lebensversicherungen, Unterhaltstitel und dergleichen. Rufen Sie den Anwalt nicht immer sofort an, sobald Ihnen ein neuer Gedanke wichtig erscheint. Nehmen Sie sich einen Zettel. Notieren Sie Ihre Gedanken. Rufen Sie einmal am Ende der Arbeitswoche an und besprechen Ihre Gedanken. Gerade zu Beginn der Zusammenarbeit erscheint Ihnen alles sehr dringlich. Hier sollten Sie ein klein wenig Vertrauen üben. Ihr Anwalt hat die Erfahrung, dringliche Dinge und Situationen auch so zu behandeln.

Wie Sie Emotionen kontrollieren.

Die emotionale Bewältigung der Scheidung ist schwierig, weil Sie die allein schaffen müssen. Ihre Gefühlseindrücke können Sie nur selbst bewältigen. Die meisten Menschen machen dabei vier verschiedene Entwicklungsstufen durch, die sich nicht immer so scharf abgrenzen lassen, wie hier beschrieben. Dabei geht es oft vor und zurück.

Vier Stufen der Emotionen.

  • Stufe Hoffnung: Anfangs lehnen Sie den Gedanken an eine Scheidung ab. Jeder Scheidung geht eine Trennung voraus. Zu Beginn der Trennung kämpfen Sie noch um die Ehe. "Das Ganze kann doch einfach nicht wahr sein." Sie mühen sich ab, alles wieder gut zu machen. Sie möchten den Partner von sich überzeugen. Der Ehepartner - der die Scheidung möchte - ist gefühlsmäßig dann oft schon auf Stufe zwei.
  • Stufe Ablehnung: Auf der zweiten Stufe wird Ihnen bewusst, dass die Ehe keinen Sinn mehr hat. Diese Phase ist von Abneigung, Selbstzweifeln, Eifersucht, Angst, Wut und innerer Unruhe geprägt. Viele Menschen empfinden auch körperliche Beschwerden; viele schlafen schlecht, ziehen sich von Freunden zurück oder werden rastlos.
  • Stufe Neuorientierung: Auf dieser Stufe lösen sie sich langsam von der Ehe und dem Ehepartner. Sie beginnen, das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Die negativen Gefühle nehmen ab. Die Selbstzweifel nehmen ab. Sie denken nicht mehr so oft an das was war, was sie verletzt hat oder was sie nicht mehr haben werden. Sie denken mehr daran, was Sie können und was Sie für sich tun können. Neue Ziele rücken in Ihren Blick.
  • Stufe Gleichgewicht: Auf dieser Stufe haben Sie die Scheidung emotional bewältigt und Ihr inneres Gleichgewicht zurück. Sie haben wieder Selbstvertrauen. Die Ehe liegt hinter Ihnen. Sie verstehen jetzt auch warum das so ist. Die Scheidung ist emotional bewältigt, weil Sie wieder eine Zukunftsperspektive sehen. Ihr Leben geht weiter und das fühlt sich gut an.

Wenn Sie bereits auf Stufe drei oder vier angekommen sind, fällt Ihnen die Klärung der gesetzlichen Scheidungsfolgen leichter. Leider gelingt das nicht allen. Viele bleiben auf Stufe zwei stehen, haben schlaflose Nächte und am Ende das Gefühl, der Andere sei besser weggekommen. Tatsächlich ist der Andere seinerseits ebenfalls unzufrieden und denkt, dass er den Kürzeren gezogen hat. Normalerweise fühlen sich beide während und nach der Scheidung so und sind gleich unzufrieden.

Fünf Schritte der Stressvermeidung.

Was können Sie tun, um sich während und nach Ihrer Scheidung besser zu fühlen? Sie sollten schnell zu Stufe vier kommen und ihr inneres Gleichgewicht finden. Das erreichen Sie in 5 einfachen Schritten.

  • Seien Sie realistischDie Scheidung ist ein harter Einschnitt in Ihr gewohntes Leben. Gehen Sie die Aufgaben mit realistischen Vorstellungen an. Die Dinge entwickeln sich nicht immer so, wie Sie das möchten. Erwarten Sie nicht von vornherein, dass sich bei Ihrer Scheidung alles so fügt, wie Sie sich das vorstellen. Manche Dinge werden aus Ihrer Sicht einfach schief gehen. Die Rechtsprechung kann sich für Sie nachteilig ändern oder die Richterin mag Ihre Argumente nicht. Stellen Sie sich von Anfang an auf so etwas ein. Wenn Sie mit realistischen Erwartungen an die Sache herangehen, werden Sie sich viel besser fühlen.
  • Schauen Sie in die ZukunftKonzentrieren Sie sich darauf, was Sie in Ihrem Leben noch erreichen wollen. Bleiben Sie nicht in der Vergangenheit stecken. Durchleben Sie nicht immer wieder jeden Streit, den Sie mit dem Anderen hatten. Bewegen Sie sich vorwärts. Denken Sie bei den Verhandlungen über die Scheidungsfolgen nicht an die Differenzen mit dem Ehepartner. Es ist wichtig für Sie, dass Sie sich auf Ihr zukünftiges Leben konzentrieren. Treffen Sie Ihre Entscheidungen nicht auf der Grundlage von dem, was war, sondern orientieren Sie Ihre Entscheidungen nur daran, was Sie in Zukunft machen wollen und wie Sie in Zukunft leben möchten.
  • Hören Sie positiven Menschen zuLassen Sie sich nicht von Freunden oder Verwandten behindern, die Sie bedauern, ständig Mitleid zeigen und Sie in Ihrem Unglück bestärken. Hören Sie schon gar nicht auf den anderen Ehepartner. Sie können sich entscheiden. Sie können sich ein neues Leben aufbauen. Sie können darin Ihr neues Glück finden. Sicher ist es schwer, in Ihrer Situation in die Zukunft zu schauen. Sie kennen aber Geschichten von Leuten, die gelernt haben, zufrieden und glücklich zu leben, obwohl deren Lebensumstände noch viel schwieriger waren, als Ihre. Sie haben es in der Hand. Sie haben die Wahl und zwar unabhängig davon, wie Ihre jetzige Situation aussieht. Sie können sich entscheiden, entweder unglücklich weiter oder zukünftig glücklich zu leben. Entscheiden Sie sich für Letzteres.
  • Suchen Sie sich neue AufgabenSitzen Sie nicht herum und warten Sie darauf, dass sich alles von allein klärt. Werden Sie aktiv, planen Sie eine kleine Reise, fahren Sie Fahrrad, gehen Sie schwimmen, nehmen Sie ein altes Hobby wieder auf oder ändern Sie Ihre Frisur. Sie werden sehen, auch mit ganz kleinen Dingen erreichen Sie eine ganz große Wirkung für sich selbst. Fangen Sie jetzt damit an. Führen Sie in Ihrem Leben eine erste kleine Veränderung herbei. Engagieren Sie sich.
  • Versuchen Sie es mit VergebungSeien Sie bereit und willens, dem Ehepartner das zu vergeben, was er Ihnen angetan hat. Der Andere verliert damit dieses kleine Stück Kontrolle über Ihre Gedanken. Vergeben Sie dem Ehepartner und zwar jetzt. Sie tun das ausschließlich für sich. Sie werden sich danach besser fühlen. Es löst keines Ihrer Probleme, wenn Sie über den Anderen verärgert sind. Dem ist das egal. Sie gestatten dem Ehepartner damit nur einen Teil Ihrer Energie in Anspruch zu nehmen. Der einzige Weg darüber hinwegzukommen, liegt in der Vergebung. Gelingt Ihnen das, haben Sie sich vom Anderen befreit und Ihnen steht Ihre Kraft wieder für Ihre Aufgaben zur Verfügung.

P.S.

Ich bin seit mehr als 20 Jahren Scheidungsanwalt und habe vielen Menschen zugehört, die ihr Leben wegen einer Scheidung neu gestalten mussten. Die deutliche Mehrheit ist dabei wieder froh geworden. Sie schaffen das auch.